Die Stiftung für Seelische Gesundheit fördert eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte und Studien. Besonders am Herzen liegen ihr solche Projekte, die sich gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen einsetzen.
Geförderte Projekte:
Die Stiftung für Seelische Gesundheit hat seit 2011 sowohl die Berliner Woche der Seelischen Gesundheit als auch die bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit unterstützt. Mit der Förderung wurde unter anderem der Internetauftritt der Aktionswoche realisiert. Auch in diesem Jahr fördert die Stiftung für Seelische Gesundheit erneut die Berliner Woche der Seelischen Gesundheit.
Die Veranstaltungen tragen dazu bei, über Krankheiten aufzuklären, Hilfs- und Therapieangebote aufzuzeigen und Diskussionen anzuregen. Außerdem wird der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen allgemein thematisiert und ein Informationsangebot für Betroffene, Angehörige sowie Lehrer, Erzieher und andere Professionelle gegeben.
Die Woche der Seelischen Gesundheit wird vom Aktionsbündnis für Seelische Gesundheit koordiniert. Über 80 Bündnispartner beteiligen sich an dem bundesweiten Netzwerk, darunter Experten der Psychiatrie und Gesundheitsförderung, Betroffene und ihre Angehörigen. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ist unabhängig. Initiiert wurde es von der DGPPN und dem Antistigma-Verein „Open the doors“. Es kooperiert mit dem Bundesministerium für Gesundheit und der Arbeitsgruppe Psychiatrie der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden.
Das inklusive Theater- und Musikprojekt „Flügelschlag“ in Emmendingen bringt Menschen mit und ohne Psychiatrieerfahrung zusammen. Durch den inklusiven Ansatz können sich hier Menschen aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten begegnen. Theater spielen und gemeinsam Musik machen eignen sich sehr gut, in Kontakt zu kommen, zusammen Ideen zu entwickeln – über alle gesellschaftlichen und psychosozialen Grenzen hinweg. Alle können ihre Fähigkeiten in das gemeinsam entwickelte Theaterstück einbringen.
Die Psychiatrie in der DDR rückt immer stärker in den Blickpunkt der historischen Forschung. Besonderes Interesse gilt dabei der Auseinandersetzung mit sozialpsychiatrischen Reformen, der Entwicklung der Psychotherapie, dem Verhältnis von Psychiatrie und Staatssicherheit und in diesem Zusammenhang auch der Frage nach dem Missbrauch der Psychiatrie. Der 2018 erschienene Band „Psychiatrie in der DDR“ versucht, dem breit gefächerten Spektrum unterschiedlicher Themen und Forschungsansätze Rechnung zu tragen. Zum ersten Mal wird hier eine Auswahl wissenschaftlicher Arbeiten zusammengeführt, die von verschiedenen Projektgruppen oder Einzelpersonen zur Geschichte der Psychiatrie in der DDR vorgelegt wurden. Das Buch ist erhältlich beim be.bra wissenschaft verlag.
Irrsinnig Menschlich e. V. begeistert seit mehr als 15 Jahren Jugendliche und junge Erwachsene mit Präventionsangeboten zur psychischen Gesundheit. Der Leipziger Verein macht psychische Krisen besprechbar. Damit greift er ein hochrelevantes gesellschaftliches Thema auf, das in Schule und Studium, Ausbildung und Beruf wenig Platz hat, Familien oft überfordert, persönliches Leid und immense volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Irrsinnig Menschlich e.V. fördert ein gesellschaftliches Klima, in dem psychische Probleme nicht stigmatisiert, sondern akzeptiert werden, junge Menschen Schwierigkeiten überwinden und an ihren Erfahrungen wachsen können.
Die Programme von Irrsinnig Menschlich e. V. werden in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei umgesetzt.
Die Organisation und ihre Programme wurden mehrfach evaluiert und ausgezeichnet.
Kein Lebensalter ist so anfällig für Probleme, die die eigenen Lösungsmöglichkeiten übersteigen, wie die Jugendzeit! Seelische Krankheiten, Süchte und selbstschädigendes Verhalten beginnen in keiner Lebensphase so häufig wie in der Pubertät. Dennoch vergehen in Schnitt Jahre, bis Betroffene Hilfe suchen und finden. Die größte Hürde für sie ist die Angst, stigmatisiert zu werden.
Das Präventionsprogramm „Verrückt? Na und!“ für Jugendliche ab Klasse 8 und ihre Lehrkräfte will diese Zeitspanne verkürzen, indem es psychische Krisen klassenweise besprechbar macht. Es besteht im Kern aus Schultagen zur seelischen Gesundheit und hilft jungen Menschen, ihre Not früher zu erkennen, sich nicht zu verstecken und Unterstützung anzunehmen. Damit erhöhen sich die Chancen auf Schul- und Ausbildungserfolg.
Die starke Wirkung von „Verrückt? Na und!“ entsteht durch die Begegnung mit Menschen, die psychische Krisen erfahren und gemeistert haben.
2017 haben ca. 18.000 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Klassenlehrern „Verrückt? Na und!“ – Schultage erlebt.
Das Programm ist Modellprojekt für die vorbildliche Umsetzung der Gesundheitsziele „Gesund aufwachsen“ und „Depressionen verhindern“. Es steht auf der Grünen Liste Prävention – CTC-Datenbank Deutschland für empfohlene Präventionsprogramme und hat das PHINEO-Wirkt-Siegel erhalten.
„Verrückt? Na und!“ ist ein Programm von Irrsinnig Menschlich e. V. in Zusammenarbeit mit der BARMER und der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e. V. (GVG) des nationalen Kooperationsverbundes „gesundheitsziele.de“. Die BARMER ist bundesweiter Präventionspartner für „Verrückt? Na und!“.
Die operative Umsetzung erfolgt durch regionale Kooperationspartner, d.h. durch Träger der psychosozialen Versorgung, die eng mit kommunalen Hilfsangeboten vernetzt sind.
Trotz der in den letzten Jahrzehnten unternommenen Anstrengungen belastet das Stigma psychischer Erkrankungen nach wie vor Betroffene sowie Angehörige und betrifft außerdem die Psychiatrie als akademisch-medizinisches Fach und als Anbieter von Versorgungsleistungen innerhalb des Gesundheitsversorgungssystems gleichermaßen.
Neben der Verschlechterung des Krankheitsverlaufs durch negative Auswirkungen auf patientenbezogene Aspekte wie das Hilfesuchverhalten, die Behandlungstreue oder die soziale Inklusion der Betroffenen, stellt das Stigma durch seinen negativen Einfluss auf das öffentliche Bild der Psychiatrie und seiner Berufe, Behandlungsmethoden und Institutionen auch eine Herausforderung für die Rekrutierung wissenschaftlichen und medizinischen Nachwuchses dar.
Die Word Psychiatric Association (WPA) hat vor diesem Hintergrund eine Task-Force on Destigmatization of Psychiatry and Psychiatrists ins Leben gerufen und einen Aktionsplan zur Bekämpfung des Stigmas der Psychiatrie und der Psychiater aufgelegt (Sartorius et al. 2010). In diesem Zusammenhang ist auch das von der WPA und der Stiftung für Seelische Gesundheit geförderte Projekt verortet. Im Rahmen des Projekts wurde ein international anwendbares Instruments zur Erfassung verschiedener Aspekte des Stigmaerlebens einschließlich der Selbststigmatisierung bei Psychiatern entwickelt und evaluiert. Das Instrument soll Kontrollgruppenvergleiche zwischen verschiedenen Fachrichtungen der Ärzteschaft ermöglichen und zur Evaluierung von Interventionen zur Verbesserung des Images der Psychiatrie eingesetzt werden können.
Das Instrument wurde in einem multinationalen Survey in 12 Ländern eingesetzt (teilnehmende Länder: Ägypten, Brasilien, Chile, Dänemark, Deutschland, Japan, Kenia, Neuseeland, Nigeria, Polen, USA, Weißrussland). Insgesamt wurden weltweit 1893 Psychiater und 1238 Allgemeinmediziner befragt. Es umfasst die folgenden Stigma-spezifischen Aspekte: subjektive Stigmatisierung der eigenen Fachrichtung, Selbststigmatisierung (Zustimmung zu negativen Stereotypen über die eigene Fachrichtung), Diskriminierungserlebnisse, Auswirkungen des Stigmas auf die Ausübung des eigenen Berufs. Zur Ermöglichung von Quervergleichen mit der Kontrollgruppe wurde weiterhin die subjektive/wahrgenommene Stigmatisierung der jeweils anderen ärztlichen Fachrichtung erhoben. Schließlich wurde zur Erfassung der psychischen Folgen des Stigmas die Burnout-Skala von Maslach verwendet. Eine detaillierte Beschreibung des Fragebogenaufbaus findet sich in Gaebel et al. (2011).
Der Fragebogen erfasst verschiedene Stigma-spezifische Konzepte wie subjektive Stigmatisierung, Selbststigma, Diskriminierungserlebnisse und Auswirkungen des Stigmas auf den Beruf. Er sich auch im internationalen Einsatz als praktikabel erwiesen und ermöglicht Kontrollgruppenvergleiche zur Evaluation von Antistigma-Interventionen.
Die Ergebnisse des Surveys werden derzeit analysiert und zur Publikation vorbereitet. Vorläufig lässt sich feststellen, dass die Stigma-spezifischen Aspekte zwischen den befragten Berufsgruppen unterschiedlich ausgeprägt sind. So nehmen Psychiater im Durchschnitt stärker die Stigmatisierung der eigenen Fachrichtung wahr und berichten häufiger von Diskriminierungserlebnissen. Gleichzeitig ist ihre Akzeptanz negativer Stereotypen über ihre Fachrichtung niedriger als in der Gruppe der Allgemeinmediziner.
Das Bild in der Öffentlichkeit über Menschen mit Schizophrenie ist immer noch von Vorurteilen, Ängsten und Stereotypen geprägt. Mangelhaftes Wissen über die Krankheit Schizophrenie, Angst vor einer Stigmatisierung und das Misstrauen gegenüber Schizophreniekranken und psychiatrischen Einrichtungen beeinflussen zudem, ob Menschen bei psychischen Krisen Hilfe in Anspruch nehmen.
Das Anti-Stigma Projekt der Organisation BASTA - Das Bündnis für psychisch erkrankte Menschen - wendet sich seit dem Jahr 2001 an Schüler und möchte junge Menschen über die Krankheit Schizophrenie informieren und Vorurteile gegenüber Betroffenen abbauen. In Kooperation mit dem Schul- und Kultusreferat in München hat ein Team, bestehend aus einem Lehrer, psychisch Erkrankten, Angehörigen und Psychiatrieprofis, ein Lernpaket „Psychisch Kranke“ für Schulen entwickelt. Drei Unterrichtseinheiten vermitteln den Jugendlichen Wissen über die Erkrankung und bereiten diese spielerisch und schülergerecht auf eine persönliche Begegnung mit Betroffenen und Psychiatrieprofis vor. Das Lernpaket steht für unterschiedliche Altersstufen und Schularten zur Verfügung. Es ist geeignet für Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren und kann in den Lernplan der Schulfächer Deutsch, Sozialkunde, Religion, Ethik oder Psychologie integriert werden.
Seit 2001 haben 13.000 Schüler an dem Projekt teilgenommen, das mittlerweile bundesweit in über 17 Städten eingesetzt wird. Begleitende Studien haben gezeigt, dass das Wissen der teilnehmenden Schüler und deren Haltung gegenüber psychisch erkrankten Menschen durch das Schulprojekt positiv beeinflusst werden.